"Trainingsprogramm" für Hornisten

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"Trainingsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Till » So 21. Nov 2010, 13:02

Hallo Freunde!

Nach welchem Schema bereitet Ihr Euch auf anstrengende Abende vor? Ab wann heißt es zurückschrauben beim Üben? Ist ein spielfreier Tag sinnvoll?

Ich bitte um Eure Erfahrungen!

Euer Till :lol:
Zuletzt geändert von Till am Mo 22. Nov 2010, 18:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Prof » So 21. Nov 2010, 16:16

Hallo Till !

Was verstehst Du unter anstrengendem Abend ? Welche Art von Programm ? Bitte schildern.
Dann kann man vielleicht etwas genauer darauf eingehen.

Vorher:
leben und üben wie sonst auch, vielleicht keine Fortissimo-Übungen und keine Übungen im ziemlich hohen Register.
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Steffen » So 21. Nov 2010, 17:33

Servus Till,

ich machte vergangene Woche den Fehler, am Tag vor unserem Jahreskonzert (d.h. ca. 1,5 h mit wenig Pausen 1.Horn bei Stücken wie Music v. John Miles arr. Ph.Sparke etc.) eine Probe mit knapp 2 Stunden mitzumachen (die kam unverhofft), mit ziemlich hohen Stücken teils auch in ff. Das ist kontraproduktiv, siehe Beitrag Prof. Da war nach einer Stunde Konzert am Folgetag die Luft quasi raus.
Normalerweise mache ich am Tag vor Konzerten nur noch ein paar lockere Bindeübungen, so 20 Minuten lang.
Im Sommer hingegen hatten wir eine Schulung bei einem befreundetem Chor in Ungarn, da haben wir morgens und mittags eine Woche lang je 3 Stunden intensiv geübt. Am Konzert-Tag morgens auch starke 2 Stunden. Da ist der Ansatz so schlecht, dass er schon wieder gut ist. Klingt komisch, aber vielleicht haben andere hier auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Nach langem - auch hohem - Spielen kommt ein Punkt, da wird´s erst rapide schlecht und danach kann man auf einmal ewig Spielen.
Wobei ich natürlich bemerken muss, dass ich kein Profi bin und durchschnittlich täglich so ne halbe oder dreiviertel Stunde übe.

Grüße aus dem Schwabenland
Steffen
 
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Till » So 21. Nov 2010, 18:15

Guten Abend,

also ich meine damit jetzt kein spezielles Programm, aber wenn ich als 1. Horn den ganzen Abend bestreiten muss unter anderem mit der V. Beethoven - sich dabei nicht schont - dann merkt man als Nicht-Profi schon mitunter, dass man sich den Rest des Abends etwas einteilen muss. Das Schlimme ist ja, dass nervöse Dirigenten viele anstrengende Stellen unbedingt vor der Aufführung mehrmals proben wollen. Oft ist man noch von der GP am Vorabend müde, weil da dass Programm locker 1,5 x geblasen wird.
Ich trachte derzeit danach, bereits viele Tage vorher meinen Ansatz soweit aufgebaut zu haben. Als Kraftübung teste ich derzeit chromatische Läufe über einen Tritonusintervall (Bsp: c - fis- c - fis- c, cis - g - cis -g - cis) rauf und runter in mäßiger Lautstärke. Ich beginne immer solange einen Halbton höher bis die Ermüdung eintritt und mache dann eine kurze Pause. Abschließend mache ich dann noch Flexibilitätsübungen. Eine kurze Pause später bin ich eigentlich immer optimal aufgewärmt, habe meinen vollen Tonumfang. Vor einem Konzert selbst tue ich das aber nicht, weil es zuviel Kraft kostet.

Euer Till
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Mr.Masterbrass » So 21. Nov 2010, 23:04

Wie das Programm aussieht lieber Prof, ist doch nicht so wichtig , da jeder eine andere Konstitution hat.
Etwas was für dich leicht zu meistern ist, könnte für jemand Anderen Kräfte raubend sein.
Sich schon längere Zeit auf ein anstrengendes Programm vorzubereiten, ist bestimmt sinnvoll.
Am Tag davor sollte man sich eher etwas zurückhalten.

LG Mr. Masterbrass
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Peter » Mo 22. Nov 2010, 02:33

Es ist selbstverständlich, dass man sich auf die vorliegenden Aufgaben einstellen muss. Was da am günstigsten ist, muss der Bläser selber für sich heraus finden.
Bei kraftvollen, anstrengenden Stücken haben mir z.B. stets die Farkas-Einblasübungen (auf dem F-Horn) sehr geholfen. Wenn es um hohe Sachen (Bachkantate) ging musste ich aufpassen, nicht zu "abgeblasen" zu sein. Auf dem Hoch-F-Horn konnte ich am besten spielen, wenn ich sehr wenig geübt habe. Auch "Oberon" braucht eine besondere Vorbereitung, wie z.B. Töne im ppp ohne Zunge beginnen zu lassen.

Doch von größter Bedeutung ist - wie fast immer - die mentale Einstellung. Wie z.B. bereite ich mich auf ein Solo vor. Ich muss meine "Schularbeiten" gemacht haben (Gallwey: The Inner Game of Tennis) sonst kann ich nicht mit entspannter Konzentration das Solo angehen. Ein wenig über die anstehenden Aufgaben konstruktiv nachzudenken, erspart viel gedankenloses Üben, was eigentlich nur eine Kraftverschwendung ist.

Der "Profi", der im Orchester sitzt, hat einen anderen (hohen) Trainingslevel, als der Solist , der sich von mal zu mal auf seine Konzerte vorbereiten muss.
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Till » Mo 22. Nov 2010, 10:01

Hallo Peter!

Danke für Deine Erläuterungen. Jetzt ist mir auch die Fragestellung vom Prof. klar. Meine Frage bezog sich darauf, mit welcher Art der Vorbereitung stehe ich wiederholte längere ff-Stellen in mittlerer bis höherer Lage durch.

Du hast auch ein Frage aufgezeigt, die ich mir auch schon öfters stelle: Wie übe ich am Besten pp - Einsätze im hohen Register?

Mit der mentalen Einstellung liegst Du richtig. Seit geraumer Zeit gelingt mir vieles, weil ich mit unheimlicher Freude dabei bin. Für mich ist wichtig zu wissen, dass ich mich gut vorbereitet habe (Ansatz passt, Griffe, Phrasierung und Atmung überlegt). Dann kommt keine böse Vorahnung, sonder Vorfreude auf. Bei der Probe oder Aufführung herrscht dann eine ruhige Angespanntheit bei mir vor. Das war aber nicht immer so. Ich bin auch schon mit Knieschlottern auf der Bühne gestanden. Aber da hatte ich auch meine Hausaufgaben nicht vollständig gemacht.

LG Till :lol:
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Re: "Trainigsprogramm" für Hornisten

Beitragvon Prof » Mo 22. Nov 2010, 11:25

Lieber Till !

Also hast Du meine Frage doch verstanden. Jetzt kommt aber noch etwas dazu:

wenn da längere Passagen in der Höhe und im ff sind, schaut man sich einmal die Partitur genau an, um zu sehen, wer da z.B. unisono mitspielt - 3.Horn, Trompeten. Dann kann man schon etwas vom "Vollgas" zurücknehmen und etwas Kraft für später sparen. Und bei Generalproben oder Anspielproben ist es für den ersten Hornisten wichtig, dem (nervösen) Dirigenten klar zu machen, daß man bereit ist, das ff EINMAL zu zeigen, die Kraft aber dann für das Konzert zu RESERVIEREN, da das Konzert immer weitaus wichtiger als die Probe ist. Das müßte auch der "rücksichtsloseste" (und dümmste) Dirigent erkennen können.

Übrigens Dirigenten:
es gibt wenige, sehr wenige, die das Orchester führen können;
es gibt mehr, die dem Orchester folgen, also das dirigieren, was das Orchester bietet;
es gibt sehr, sehr viele Dirigenten, die nicht einmal in der Lage sind, dem Orchester zu folgen; sie sind somit ständig auf
Kollisionskurs mit dem Orchester.

Die letztere Art von Dirigenten ist jene, die sich durch "brutale" Probenarbeit beim Orchester besonders gefürchtet machen wollen und müssen, um der Lächerlichkeit entgehen zu können. Kommt dann noch das Showgehabe dazu, ist die Katastrophe bereits programmiert.

Und zu dem speziellen Fall, Till, mit der 5.Beethoven. Klar, die ist eigentlich schon anstrengend, und man sollte sich das davor liegende Programm doch gut einteilen. Richtig gehandelt, Till. Vielleicht könnten auch die Verantwortlichen des Orchesters mit dem betreffenden Dirigenten reden und ihm klar machen, daß ff nur in den selteneren Fällen "mit äußerster Kraft" heißt. Es heißt einfach "stark" und trotzdem klingend. Auch eine "nicht verheizende" Methodik bei Generalproben kann so "vielleicht" erreicht werden. Die eventuell vorhandene "Unsicherheit" wird der Dirigent sowieso nicht los werden.

Das ist aber in der Profiwelt genau so. Nur sollten Profis besser in der Lage sein, so etwas abzufedern. Viele sind es aber nicht.
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