Fundstücke aus den Tiefen des Internets

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Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Thomas » Do 16. Feb 2012, 20:29

Zunächst die berühmte Villanelle von Paul Dukas, von Lucien Thévet gespielt.
So klang die französische Hornschule einmal.

http://www.youtube.com/watch?v=Lglr2FmHq6o&feature=related

Und dann doch eher kurios (und virtuos): Wäre Siegfried Franzose gewesen........ ;)

Wieder Lucien Thévet: http://www.youtube.com/watch?v=SArjsalLuw4&feature=related
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Peter » Do 16. Feb 2012, 23:52

Thomas hat geschrieben:So klang die französische Hornschule einmal.


Ja, das stimmt aber nur von ca. 1930 bis1970. Davor spielte man auf einem einfachen franz. F-Horn mit dem 3 Ventil als Ganztonansteiger. Die meisten Hornisten hatten im F-(Mundrohr)bogen ein weiteres Halbtonventil, um das kleine es und das große as spielen zu können. Das erste Doppelhorn ist ein

Doppelhorn, Kompensationsprinzip, französisches System (3. Ventil einen Ganzton aufwärts), von Légion d‘honneur hors concurs paris (1878-1889-1900)
Qte suprè Jerôme Thibouville-Lamy de musique de Paris et de l‘armee Fournisseur du Conservertoire national breveté S.d.g.d.
68 bis rue Rèaumur, Paris A.E.
Systéme Vuillermoz
Modell 1925 Louis Vuillermoz
das erste französische Doppelhorn!(Selmer fertigte sein erstes erst Anfang der 30ssiger
Ich werde es demnächst in der neuen Hornrubrik zeigen

Zurück zum franz. Stil. Die ersten, welche mit diesem Vibrate anfingen, waren Jean Devemy und eben Lucien Thevet. Vorher spielte man mit wunderschönen mit sehr schmiegsamen legato und ohne Vibrato. (Edouard Vuillermoz). Leider kennt ma heute nicht mehr die bedeutende, traditionsreiche franz. Hornschule.
Als Barenboim Anfang der 70ziger zum Orchestre de Paris kam, verlangte er den "internationalen Stil" was auch immer das ist- Die Hornisten mussten sich umstellen oder wurden vorzeitig pensioniert (Georges Barboteu). Barenboim angagierte den amerikanschen Hornisten Myron Bloom aus Cleveland mit seinem Conn. Er sollte das Vorbild für die Franzosen werden. Den Fagottisten erging es ähnlich.

Was für eine schreckliche, unverzeihliche musikalische Barbarei!!
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Thomas » Fr 17. Feb 2012, 12:40

Lieber Peter!
Das liebe ich an diesem Forum. Es ist wie eine Sendung im bayerischen Fernsehen, in der Leute mit irgendwelchen alten, meist geerbten Schätzchen zu Spezialisten gehen und dort viel darüber erfahren können.
So ähnlich gings mir jetzt mit dieser Aufnahme.
Ich wußte nicht, daß das Dauer-Vibrato in Frankreich auch nur eine relativ junge und kurze Modeerscheinung war
und die Informationen bezüglich des interessanten Horns, das Thevét hier spielt finde ich auch sehr interessant.
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Till » Fr 17. Feb 2012, 13:25

Hallo Peter,

mit der "Barbarei" gebe ich DIr recht. Ich finde den Gedanken schrecklich, dass alles überall gleich klingen soll. Welche wesentlichen Orchester, bzw. Horngruppen haben Deiner Meinung nach ihren individuellen Stil erhalten können? (Mal abgesehen von den Wienern).

Till :)
Zuletzt geändert von Till am Fr 17. Feb 2012, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Peter » Fr 17. Feb 2012, 17:38

Hallo Till,
sehr, sehr wenige Orchester haben ihren traditionellen Hornstil behalten. Es ist eben mit der Globalisierung - die ich nicht in allen Bereichen, jedoch im kulturell-künstlerischen Bereich kritisiere - so eine Sache. Der Orchesterklang wird immer ähnlicher. Wie ich jung war, konnte ich im Radio (ohne die Ansage gehört zu haben) Clevelander, NewYorker, Chicagoer, Leningrader ,Pariser, Londoner und natürlich die Wiener und Berliner immer sofort erkennen.Ich liebte die tschechische Philharmonie.
Heute kann ich/man das nicht mehr. Leider!
Es ist eine große Verarmung. Die Dirigenten haben da auch Schuld. Ich wagte beispielsweise einmal unserem Dirigenten in den 70ziger Jahre Eliahu Inbal bei einem Probespiel zu sagen, dass der Bläserklang der Wiener Philharmoniker kaputt wäre, wenn man dort einen französischen Oboisten einstellen würde. Die Antwort war typisch: Ich wäre dumm, hätte keine Ahnung von Musik, überhaupt ich wäre unmusikalisch und womöglich rassistisch.Natürlich könne ein französischer Oboist bei den Wiener spielen.
Na ja, ich habe ihn überlebt.
Am längsten hat sich der typische Klang bei den osteuropäischen Orchester gehalten. Aber nachdem der "Eiserne Vorhang" gefallen war, gab es auch dort kein Halten mehr. Unsere großen ostdeutschen Orchester haben auch fast alle bis auf wenige, wie Peter Damm auf Alex 103 umgerüstet.
Interessanterweise kommen heute die Unterschiede bei den Originalklangorchestern wieder etwas zum Vorschein.
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Martin2 » Fr 17. Feb 2012, 17:49

Herrlich, so etwas hören zu dürfen!

Vielleicht könnte man den Ruf ja in Clovis' Hornruf umtaufen? Obwohl Chlodwig weder Franke und schon / noch gar nicht Franzose war (das laß' die bloß nicht hören!).
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Thomas » Fr 17. Feb 2012, 20:26

Also Franke war der Chlodwig schon. Er schlug die Alamannen bei Zülpich im Rheinland.
Für die Franzosen ein historisches Ereignis von Rang. Für die Rheinländer auch. Letzten Endes ersparte er damit allen Nachfahren der Rheinfranken die Kehrwoche. :P
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Günther » Fr 17. Feb 2012, 20:45

Wer von Euch kennt eigentlich die Matterhorns?

Zum Kennenlernen gibt es ein paar Youtube Mitschnitte einer Gasthausaufführung.

http://www.youtube.com/watch?v=Y0OGqDasdUc&feature=related

Sehr gut gefallen mir die Hörproben auf der Website der Matterhorns. Wienerhornklang, wie ich ihn mir vorstelle!

http://www.matterhorns.at/at/musik.php#
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Martin2 » Sa 18. Feb 2012, 09:07

@ Thomas:
Chlodwig war kein gebürtiger Franke, sondern Sigambrer, was bei seiner Taufe ja auch deutlich gesagt wurde, als man ihn als "....du stolzer Sigambrer..." titulierte. Ok, die Siegbewohner waren mit den Franken verbündet, sonst wäre es ihnen ebenso ergangen, wie den Alamannen. Aber die denken ja heute noch überwiegend praktisch, was allerdings kein Nachteil ist.
Karl der Große wird ja auch von vielen Deutschen als der Gründer ihrer Nation angesehen, was natürlich nicht stimmt. Also gleicht sich das wieder aus.

@ Günther:
Die Matterhorn sind durchaus bekannt. Sehr interessant, was sie so zu Gehör bringen. Mir gefällts.
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Re: Fundstücke aus den Tiefen des Internets

Beitragvon Peter » Mi 22. Feb 2012, 21:06

Ich würde gerne im Nachtrag zu der Diskussion bezgl. der franz.Schule eine Aufnahme hier einbringen. Leider gelingt es mir nicht diese von meinem Mac hochzuladen.
Was muss ich machen? Gebt mir alten Esel bitte einen Tip!
Danke
peter
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