BWV 143

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BWV 143

Beitragvon Heribert Kröger » Do 17. Sep 2009, 13:36

Liebe Forumsteilnehmer,

lässt sich eine eindeutige Aussage zu der Frage treffen, ob Bach für die Kantate "Lobe den Herrn, meine Seele" (II), BWV 143, Corni da caccia in B alto oder B basso vorgesehen hat? Falls B alto: Sollte bei einer Besetzung mit modernen Instrumenten Trompeten der Vorzug vor (Diskant-) Hörnern gegeben werden?

Schon jetzt vielen Dank für die sachkundigen Beiträge.

Viele Grüße

Heribert Kröger
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Re: BWV 143

Beitragvon herbstgetönter Hain » Do 17. Sep 2009, 21:04

Lieber Herr Kröger,

BWV 143 ist in B-alto. B-Basso-Hörner gab es zur Entstehungszeit der Kantate noch nicht. Klanglich wäre das auch ein arges Gebrumm.
Wenn Sie 2 Hornisten finden, die auf dem klingenden b2 einsetzen können und das Ganze noch "schlank und leicht" ist das natürlich die zweitbeste Lösung (am schönsten natürlich mit Barocknaturhörnern)
Ansonsten ist die Kantate aber auch bei Trompetern mit "Posthörnchen" gut aufgehoben und wahrscheinlich billiger...
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Re: BWV 143

Beitragvon Heribert Kröger » Fr 18. Sep 2009, 13:47

Das Argument "Gebrumm" scheint überzeugend, siehe/höre: http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/ ... um/1818284.

Danke für die Antwort

Heribert Kröger
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Re: BWV 143

Beitragvon Peter » Sa 19. Sep 2009, 10:09

liebe Hornfreunde,
zu dieser Frage: ich weiss es nicht!
Die Tatsache aber, das Harnocourt in seiner Aufnahme B-basso (Natur)Hörner einsetzt, gibt mir sehr zu denken.
Keiner hat sich so sehr mit Aufführungspraxis und dem Einsatz alter Instrumente beschäftigt, wie er.
Aber, natürlich - auch Harnoncour könnte sich hier geirrt haben.
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Re: BWV 143

Beitragvon www_corno_de » Sa 19. Sep 2009, 18:34

Ich darf da noch Gisela Csiba und Jozsef Csiba, “Die Blechblasinstrumente in J.S.Bachs Werken” ins Feld führen, dort plädiert man für hoch B

Die beiden sind mir allerdings mehr als verdächtig, die h-moll Messe (BWV 232) möchte man auf hoch D Horn gespielt wissen. :twisted:
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Re: BWV 143

Beitragvon Prof » So 20. Sep 2009, 18:02

Robert, hast absolut recht mit Deiner Skepsis. Wie wäre es, wenn wir annähmen, Bach hätte Hörner a la Gottfried Reiche, nämlich Hörner in "b" , also klingend einen Ganzton tiefer als notiert, im Sinn gehabt, Hörner mit einem oder mehreren Grifflöchern. Das würde, wenn das Hörnchen in Flügelhorndimensionen wären, sicher problemlos zu machen sein und sicher ganz gut klingen. Die auch auf dem "Sopran-Diskant-Horn" (hoch F und doppelt-hoch-B) meist fällige Quetscherei würde entfallen. Zugegeben, diese Art von Cantaten ist nichts für den 08/15-Hornisten. - Und der Hochprofi kann es sich ansatzmäßig nicht leisten, für eine derartige Aufgabe mehrere Tage frei zu nehmen. Also doch besser an Trompeter oder Zinkenisten abgeben. Christi Himmelsfahrt ist auch so ein Fall.
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Re: BWV 143

Beitragvon herbstgetönter Hain » Mo 21. Sep 2009, 22:56

Das von Robert erwähnte Machwerk "die Blechblasinstrumente bei J.S.Bach" erweckt zwar den Eindruck seriöser Wissenschaftlichkeit, sollte aber wohl vor allem die Buchungsrate des Csiba'schen Trompetenensemble erhöhen.
Die Aufnahme mit Harnoncourt ist ja schon 25 Jahre alt, dazu recht detoniert und der B-Basso-Rohrlänge gemäss furchtbar schwerfällig. Bei den beiden Chören wirkt der tiefe Hornsatz geradezu lächerlich, lediglich die Bassarie könnte so noch durchgehen.
Ich glaub, heut tät's der Nikolaus anders machen.
Noch eine Frage an den Prof (und natürlich auch alle anderen): Ist Ihnen eine original erhaltene WELSCHE TROMPETE, wie sie Reiche auf dem berühmten Portrait in Händen hält, aus der Entstehungszeit der Kantate (zw. 1708-14) begegnet, die mit Grifflöchern versehen ist? Bitte um möglichst genaue Angaben (Museum/Sammler, SignaturNr. etc) Interessiert mich wirklich sehr.
Was die Kantate 143 betrifft: das geht schon auch mit "richtigen " Barockhörnern, das Lied wurde letztes Jahr mal hier in der Gegend gespielt: die Kollegen haben das sehr passabel (und mit unverwechselbarem Hornklang) hingekriegt...
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Re: BWV 143

Beitragvon Prof » Di 22. Sep 2009, 10:41

Ich kenne keine original Reiche-Trompete vom Augenschein. Vielleicht ist irgendwo eine erhalten. Ich weiß es nicht.

Natürlich geht alles oder fast alles. Es kommt immer darauf an, ob man sich für eine Aufführung der ziemlich intensiven Vorbereitung mit allen schon geschilderten Konsequenzen stellen will und kann. Wenn entsprechend viel dabei herausschaut (EUR !!), kann man sich einer derartigen Aufgabe längere Zeit widmen. Wenn man nur unterrichtet und nicht im Orchester gebunden ist, mag das vielleicht gehen, vorausgesetzt die Lippen und Nerven spielen mit. Das Ergebnis sollte ja doch ziemlich gut sein.
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Re: BWV 143

Beitragvon Prof » Di 22. Sep 2009, 10:42

wegen doppelter Post entfernt. Prof
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Re: BWV 143

Beitragvon herbstgetönter Hain » Di 22. Sep 2009, 22:11

...das Statement stimmt zumindest für die erwähnte Aufführung überhaupt nicht: der 1. Hornist hat mit sehr wenig Vorbereitungszeit (ist für einen Kollegen eingesprungen) gespielt, unterrichtet meines Wissens nicht und ist Solohornist eines Sinfonieorchesters; der 2. unterrichtet wenig und ist stellv. Solohornist eines renommierten Opernhauses. Nach Aussage der Kollegen hat der sportliche Ehrgeiz den finanziellen Anreiz auch weit überwogen.
Und was heisst "NUR unterrichten" ?
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