"offenes Blasen"

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"offenes Blasen"

Beitragvon vivaldix96 » Sa 7. Nov 2009, 12:04

Seit längerer Zeit habe ich das Problem, dass ich in der Höhe ein "verstopftes" Blasgefühl habe und demnach auch einen ganz hässlich verkrampften Ton rausquäcke, mein Lehrer meinte, dass ich meine Lippen schliesse, wenn ich dort oben spiele und dass ich offen blasen soll, erstens kann ich mir wenig vorstellen, was er da gemeint hat, und zweitens würde mich sehr interessieren: Wie bringe ich das wieder weg???
Ich weiss wirklich nicht, was ich da machen soll, kann mir jemand helfen, oder bin ich ein hoffnungsloser Fall?
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon Prof » Sa 7. Nov 2009, 18:08

Schraube erst einmal Deine "Höhenansprüche" auf das notierte g2, also oben auf der ersten Linie. Versuche dieses g2 locker zu Erreichen, also ohne daß Du weder die Lippen zusammenzwickst nochsie ins Mundsatück hineinquetschst. Außerdem solltest Du weniger Druck ausüben, um die über dem g2 liegende Höhe zu erreichen. wenn Du es geschafft hast, das g2 " in jeder Lebenslage und dynamischen Abstufung" nahezu unfehlbar zu treffen - und mit schönem Ton zu halten, dann kannst Du langsam anfangen, Dir halbtonschrittweise (pro Woche) die weitere Höhe zu erobern. Von einer Höhe über dem hohen c darfst Du vorerst nur träumen. Außer einem bei wenigen Strauss-Sachen ganz selten verlangten hohem d brauchst Du selbst für den Beruf als Solohornist nicht mehr. Und im reinen Hornensemble: mußt Du immer am ersten Horn sitzen ? Natürlich nein. Die anderen Stimmen sind genauso wichtig, zwingen Dich aber nicht zur Selbstquälerei.

Mach doch alle nur irgendwie möglichen Treffübungen, bis Du jeden Ton in jeder Höhe und in jeder Weise und Dynamik mindestens zehnmal hintereinander ohne Fehler treffen kannst. Natürlich nur bis zum g2. Damit es nicht so langweilig wird, mische Tonleiterübungen und Dreiklänge darunter, wohlgemerkt immer in rhythmischer Abwechslung, damit Du doppelt profitierst. Es können auch "exotische" Tonleitern und Dreiklänge dabei sein.

Hie und da auch wieder einmal Kopprasch daruntermischen, schadet auch nicht.
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon vivaldix96 » Sa 7. Nov 2009, 20:05

Da ist ja das Problem, ich schaffs gar nicht ins G2, ich habe aber bis jetzt immer in der tiefen Lage geübt, mit der Hoffnung dort die "Technik" für das ganze zu finden, ist das der richtige weg?
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon Martin2 » Sa 7. Nov 2009, 20:14

Hallo Vivaldix,

zunächst einmal:
Es gibt keine "hoffnungslosen Fälle"!
Horn lernt man nicht im Nullkommanix. Das dauert seine Zeit.
Das, was der Prof geschrieben hat, ist vollkommen richtig: Schraube Deine Höhe zurück. (Die Frage ist, was Du unter "hohen Tönen" verstehst?)
Du mußt nicht in die Höhe, Du möchtest in die Höhe. Das ist im Hirn ein riesiger Unterschied.

Bitte sei so nett und beantworte folgende Fragen:
Wie kommst Du denn in der Tiefe zurecht? Hast Du dort auch Probleme mit gequetschten Tönen?
Nur wenn die Tiefe sauber sitzt, kann man sich auch in die Höhe wagen. Und das, wie schon vom Prof gesagt, Schritt für Schritt.
Ich will nicht hoffen, daß Dein Hornlehrer Dich zur Höhe zwingt. Tut er das?
Wie arbeitest Du mit der Zwerchfellstütze?
Singst Du die Lieder / Übungen, bevor Du sie auf dem Horn spielst? Das Singen öffnet den Hals, räumt mit falscher Luftführung auf und sorgt für eine gute Artikulation.
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon vivaldix96 » Sa 7. Nov 2009, 20:26

Hallo Martin

Martin2 hat geschrieben:Es gibt keine "hoffnungslosen Fälle"!

Das ermutigt mich sofort weiter zu übern :P

Zu den Fragen:
In der Tiefe komme ich gut zurecht, wegen dem Lehrer: Zum Glück zwingt er mich nicht.
Zwerchfellstütze??? Ist für mich wohl ein Fremdwort (oder zumindest fast), kann mir das mal jemand näher erklären?
Singen kann ich momentan nicht so gut, weil ich mitten im Stimmbruch bin.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt zu antworten!
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon Martin2 » Sa 7. Nov 2009, 20:54

Ok, Stimmbruch ist Murks!

Zwerchfellstütze meint, daß Du die Bauchdecke an den Gürtel drückst, um somit das Zwerchfell bei seiner Arbeit zu unterstützen. Das meint nicht, daß Du wie blöde drücken sollst! Stell Dir einfach vor, daß Du nicht aus der Lunge oder dem Hals heraus ausatmest, sondern von unter der Gürtellinie heraus. Beim Einatmen stellst Du Dir vor, daß die Luft ebenso bis unter die Gütellinie in den Bauch fällt.
Beim Anblasen eines Tones - egal, ob hoch oder tief - darft Du niemals die Hals- oder Gesichtsmuskeln derart anspannen, daß Du verkrampfst wirkst! Der Hals muß locker bleiben.
Bevor Du das auf dem Horn übst, nimm einen Strohalm und stecke ihn in die Hinterbohrung des Mundstücks. So hast Du eine Hülle, die den Ton stützt und leitet. Nun mache Tonleiterübungen ausschließlich auf diesem "Strohhalmhorn". Zuerst nach unten, dann aufwärts. Suche Dir als Anfangston einen Ton aus, der in Deinem Tonumfang etwa in der Mitte liegt. Achte nicht auf die "hohen" Töne, sondern nur darauf, daß alle Töne einwandfrei kommen und ohne Druck machbar sind. Versuche erst gar nicht, höher zu kommen, als der höchste locker geblasene Ton!
Wenn das sehr gut klappt, probiere Gleiches auf dem Horn. Und immer LOCKER bleiben.
Nimm beim Spielen den kleinen Finger der linken Hand aus seinem Haken, damit Du erst gar nicht in Versuchung kommst, das Mundstück zu fest anzudrücken.

Ich habe den Eindruck, daß Du Dich beim Blasen völlig verkrampfst und deshalb das Ganze nicht funktioniert.
Seit wann spielst Du denn schon Horn?
Und warum hat Dir Dein Lehrer noch nie etwas von Zwechfell- (Bauch-) Atmung erzählt?!
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon vivaldix96 » Sa 7. Nov 2009, 23:06

Danke erstens mal für die Tipps, werde es gleich ausprobieren.

Ich habe vor sieben Jahren mit einem Alter von sechs Jahren angefangen Horn zu spielen, ich glaube, mein Lehrer hatte damals was von "stützen" erwähnt, aber ich habe das ziemlich sicher falsch verstanden und dann vergessen, bis ich nun zu diesen Problemen gekommen bin...
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon George » So 8. Nov 2009, 00:02

Kernproblem ist häufiger, daß Hornschüler nicht lernen, wie man unter richtigem Einsatz der Lippenmuskulatur höhere Töne bildet - und diesen Wissensmangel einfach aus Bequemlichkeit durch Drücken kompensieren. Aber mit Drücken erreicht man selbst ein f2 nur mit großer Mühe und es klingt absolut bescheiden. Und von dieser schlechten Angewohnheit loszukommen, ist ein langwieriger Prozess.
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon Martin2 » So 8. Nov 2009, 08:38

Lieber George,

genau darauf wollte ich hinaus: Zu festes Andrücken des Mundstückes und falsche Lippenarbeit.

@ Vivaldix:
Mal ganz ehrlich: Ist Dir nie in den Sinn gekommen, daß Du was Grundlegendes falsch machst? Ich meine, nach sieben Jahren Hornspielen müßte einem das doch auffallen. Das ist jetzt nicht böse gemeint!
Wer mit sechs Jahren anfängt, ist natürlich noch nicht in der Lage, selbstkritisch zu denken. Und Dein Lehrer hat die Sache damals wohl nicht ernst genommen.
Um Dir wirklich helfen zu können, gibts nur eine Lösung: Suche Dir einen wirklich kompetenten und vor allem geduldigen Lehrer und erarbeite Dir einen völlig neuen Ansatz!
Der erste Schritt dazu sind Mundstückübungen, wie bereits beschrieben. Wichtig: Das Mundstück absolut locker an die Lippen setzten! Nur so fest andrücken, daß keine Luft zwischen Lippen und Mndstückrand entweichen kann. Und dann fange mit Haltetönen und Tonleitern an.

Mehr dazu später, jetzt muß ich erst mal los, ne Hubertusmesse blasen....
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Re: "offenes Blasen"

Beitragvon Prof » So 8. Nov 2009, 09:12

Hallo vivaldix96 !

Was hast Du denn in den zurückliegenden sieben Jahren MIT dem Horn gemacht ? WAS hast Du eigentlich geübt ? (Schulen, Stücke, Etüden ?) Hat Dich Dein Lehrer nur wegen des Stundenhonorars unterrichtet ? Nach sieben Jahren Hornunterricht sollte man, auch wenn man sehr jung ist, den gesamten Umfang des Horns BEHERRSCHEN und schon einige Sonaten und Konzerte studiert haben. Wenn das anscheinend noch in weiter Ferne liegt, dann ist es höchste Zeit, einen qualifizierten Lehrer zu kontaktieren, ihm vorzuspielen, das Geblase analysieren zu lassen und dem daraus resultierenden Ratschlag sofort (!!!) Folge zu leisten, auch wenn der Ratschlag lauten sollte "wegen mangelnder Eignung das Hornlernen einstellen". Wenn Du so weiter machst wie bisher, wirst Du für Deine Umwelt wahrscheinlich immer eine große Belastung sein. Oder hast Du nur hie und da mal eine halbe Stunde "mehr oder weniger kontrolliert ins Horn reingeblasen" ? Überlege Dir das. Vielleicht hast Du andere Fähigkeiten, mit denen Du der Gesellschaft nach einigermaßen intensivem Studiums besser nützlich sein kannst.
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