Neues Doppelhorn

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Neues Doppelhorn

Beitragvon Raphael » Fr 5. Mär 2010, 14:29

Liebe Forumsgemeinde,

ich plane in nächster Zeit den Kauf eines neuen Doppelhorns. Mein momentanes Instrument ist ein Hoyer 801, auf dem ich nun seit 8 Jahren spiele. Das neue Horn soll ein Instrument für längere Zeit werden, also ist der Anschaffungspreis nicht Kriterium Nummer Eins. Klar in Betracht zu ziehen sind für mich die Hersteller Schmid (da hieße es wohl noch etwas sparen, aber es muss ja nicht sofort sein), Dürk und evtl. Knopf. Bei Alexander ist die Frage, ob sich als dort unbekannter Laienhornist der Besuch in Mainz lohnt bzw., wie man an ein gutes Exemplar drankommt. Im alten Forum gab es ja einige illustre Geschichten, was Leute dort vorgesetzt bekamen. Auch ein Paxman-Horn währe sicher interessant. Meines Wissens hat Musik Bertram in Freiburg welche, will für ein Modell 25 aber 9000€. Die Exoten Rauch und Berg schließlich dürften in unserer Gegend kaum zu bekommen sein. Kruspe produziert ja ebenfalls noch, wobei das Modell Horner Philadelphia am bekanntesten sein dürfte. Hat jemand von euch/Ihnen ein solches Instrument neuerer Herstellung schon einmal geblasen?
Bis jetzt habe ich unter Anderem auf ca. sechs verschiedenen 103ern, unzähligen Hoyer-Hörnern, einem Dürk D3 und einigen anderen Alexander-Modellen gespielt. Die Besten Exemplare davon waren das Dürk, ein Hoyer DK121 und ein Alex 1103. Mit den 103ern konnte ich mich nicht wirklich anfreunden.
Ich wäre sehr dankbar für Anregungen jeder Art, auch ob ich etwas übersehen habe. Zuletzt würde mich noch die aktuelle Marktsitation bei Neuinstrumenten interessieren. Gibt es bei den Herstellern lange Wartezeiten oder sind sogar Rabatte drin?

Im Voraus schon mal vielen Dank
Raphael
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon alexpansa » Fr 5. Mär 2010, 17:24

Lieber Raphael,
lass Dich um Gottes Willen nicht von solchen Geschichten beeindrucken. Ich habe mir gerade ein 103er gekauft und bin einfach nach Leipzig gefahren und die Hörner dort probiert. Eins habe ich gefunden und gekauft. Es wurde von allen Kollegen vorher als unspielbar aussortiert. Ich bin sehr glücklich darüber ;-)). Was auffällig ist, dass es eine sehr große Unterschiedlichkeit bei den 103er gibt. Damit meine ich nicht gut oder schlecht.Es ermöglicht eine sehr individuelle Instrumenten-Wahl. Also ich war auch erst, nach den ganzen Horror-Meldungen über Gebr.Alexander ,skeptisch. Meine Erfahrungen sind sehr positiv gewesen.
Genauso positiv sind meine Erfahrungen mit E.Schmid und R.Kühn. Ich hatte den Luxus im Dezember jeweils 2 Instrumente von Alexander Kühn und Schmid, für 2 Wochen zum probieren. Der Gesamtwert war über 50.000 euro!!!!!!!! Es waren alle Hersteller/Instrumente sehr unterschiedlich, aber alle Instrumente waren phantastisch. Die Luft in dieser Region von Spitzen-Instrumenten ist wirklich sehr dünn. Meiner Meinung entscheidet hier nur noch der persönliche Geschmack und das Bauchgefühl. Die Panik die sehr oft verbreitet wird-damit gewinnt man kein Probespiel,oder die Qualität ist schlecht unsw.- ist für mich großer Blödsinn.
Probier einfach ganz in Ruhe ALLE Hersteller aus(z.B.: Musik-Messe) und verlass Dich ganz auf Dein Bauchgefühl.Ich erinnere mich noch an die alten DDR-Zeiten. Da war man froh ein Instrument, wo alle Töne drauf waren, zu bekommen. Das ist zum Glück vorbei. Wobei die Preisentwicklung auch sehr schweisstreibend ist.
Wartezeiten würde ich immer persönlich bei dem jeweiligen Hersteller erfragen. Rabatte sind manchmal drin.
Viel Glück
Alex Pansa
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon RobLeicht » Fr 5. Mär 2010, 18:15

In der Tat kann man bei Alexander 103 an Exemplare kommen, die einen nicht befriedigen - aber wenn man ein gutes erwischt, ist man absolut glücklich und sozusagen im Himmel; wie ich zum Beispiel. Allerdings habe ich es von einem Spitzenhornisten prüfen lassen; ich selber würde mir heute noch nicht einen wirklich kompetenten Test in alle Ecken und Zonen der Skala zutrauen, obwohl man recht schnell spürt, ob das Instrument mit einem aufgeschlossen "reden" will oder nicht - und umgekehrt. (Neulich durfte ich eines der wirklich schönen Jubiläums-103er testen, die Alexander zum 100. Modell-Geburtstag aufgelegt hat - doch als ich feststellte, dass alle L>eistu7ngen, für die ich es bewunderte, auch auf meinem lb. Horn vorhanden waren, bin ich ihm treu geblieben.) Ich habe mir allerdings auch von einem Fall erzählen lassen, in dem ein Profi mit einem bestimmten Exemplar vom 103er nicht zurecht kam, es brummte angeblich auf bestimmten Tönen - sein Kollege konnte aber diesen Fehler nicht (emp)finden - und kaufte es ihm ab. Erhöhter Blaswiderstand beim 103er? Ich finde es geradezu animierend, dass man sich bei der Tonbildung an das Instrument regelrecht "anlehnen" kann. Und zwei Freunde aus dem Orchester. beide mit Hoyer-Hörnern, staunen über die Leichtigkeit der Höhe bei meinem Instrument.
Ansonsten habe ich schönste Erfahrungen gemacht mit meinem doppel kompensierten Tripelhorn von Cornford, so dass ich allen Glauben schenken kann, die auf seine Doppelhörner schwören. Lieferfrist - ??
Aber nochmals: Relativ zum eigenen Können ist das Testen durch einen ausgebufften Profi allemal zu empfehlen. Denn wie ein bestimmtes einzelnes Horn funktioniert, weiß man wirklich erst, wenn es fertig ist - und dann ist kaum noch etwas zu machen.
Good luck!
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon alexpansa » Fr 5. Mär 2010, 18:49

@RobLeicht:
Das würde ich nur bedingt empfehlen, denn jeder Profi/Hornist bewertet unterschiedlich.Ok, wenn es darum geht auf kranke Töne zu prüfen, dann ja.
Ein Profi empfiehlt vielleicht ein Horn mit einem hohen Widerstand, weil er die nötige Power und Technik(täglichen Übens) hat. Der Hobby-Hornist ist damit aber vielleicht überfordert. Ich würde immer mehr meinem eigenen Gefühl vertrauen, als mir ein Instrument einreden zu lassen.

"in der Tat kann man bei Alexander 103 an Exemplare kommen, die einen nicht befriedigen - aber wenn man ein gutes erwischt,"

Damit tu ich mich schwer!! Wenn ein Instrument einen nicht befriedigt,dann muss es noch lang nicht schlecht sein.

Gruss Alex
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon Martin2 » Sa 6. Mär 2010, 11:01

Hallo Raphael,

den Tip von Alexpansa, die Musikmesse zu besuchen, kann ich nur bekräftigen. Dort hast Du fast alle Spitzenhersteller unter einem Dach. Auch die neuen Hörner von Otto / Ecker sollen ja sehr gut sein. Knopf ist aber sicherlich nicht in Frankfurt anzutreffen. Falls Du ein Knopf ausprobieren möchtst (mehrere Modelle), sende mir eine PN.
Die Gravur des Bechers - also den Hersteller an sich - würde ich erst mal zurückstellen. Ebenso die Frage, ob es K- Modell, ein Kruspe / Horner oder sonstwas für eine Bauform ist. Wichtiger ist, daß Horn und Spieler miteinander harmonieren. Rob Leicht hat das gut beschrieben, wenn er sagt, das Horn solle mit dem Bläser "reden". Auf der Messe kannst Du "grob aussortieren". Wenn Du einen oder mehrere Hersteller findest, die Dir zusagen, vereinbarst Du Termine in deren Werkstätten und kannst die einzelnen Modelle nochmals gründlicher testen. In puncto Alex würde ich auch eher zu Syhre nach Leipzig fahren, als nach Mainz.
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon Papageno » Mi 10. Mär 2010, 19:25

Ich habe vor einem Jahr mein Alex 103 in Mainz ausgesucht. 6 Hörner standen mir zur Auswahl, die alle etwas unterschiedlich klangen und auch einen etwas unterschiedlichen Widerstand hatten. Meine Hornlehrerin (Hornistin in einem Staatsorchester) hat alle Hörner angespielt, meine Favoriten lagen dann anders als bei ihr, wie auch ich auch sonst ihrem Alex 103 keinen schönen Klang entlocken kann (im Gegensatz zu ihr), während mein Horn perfekt zu mir passt. Der Widerstand entspricht übrigens dem Hoyer 801.
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon Peter » Do 11. Mär 2010, 10:14

Wer ein neues Horn aussuchen will, sollte möglichst ein Fachmann/Hornisten seines Vertauens mitnehmen.
Wir lassen uns erfahrungsgemäß gerne von angenehmen Anspieleigenschaften blenden. (Das liegt ja gut in der Hand… das bläst sich ja leicht…das scheint ja bestens zu stimmen: der Klang scheint mir gut usw.) Ich bezeichne dieses in Denglish als "input".

Das Entscheidene ist aber der "output". Den können wir leider nur schwer beurteilen, denn man kann sich selbst ja nicht aus der letzten Reihe des Saales hören. Hier könnte der kompetente Hornist des Vertrauens helfen. Du bläst - er hört und umgekehrt.

Es gibt viele Beispiele für gefühlte (input) gute Hörner, die aber einen bescheidenen und eingeschränkten Klang (output) haben. Und manch ein Horn, was sehr unbequehm zu spielen ist, erweist sich als Instrumente mit wunderbaren Klang.
Ich will hier bewusst keine Namen nennen. Nur soviel: Ich habe sehr viel "Lehrgeld" bezahlt und bin letzten Endes immer wieder zurück zu einer bestimmten Marke.

Es kommt dazu, das man beim Ausprobieren von seinem momentanen Horn ausgeht. Das hat sicher, wie jedes Horn, irgendwo eine Schwachstelle. Das auszuprobierende Horn hat womöglich woanders seine Schwachstelle, Ich höre oft: "… Du kennst doch mein schreckliches a2. Ist das auf dem neuen Horn nicht toll?…" Das auf dem neuen Horn möglicherweise da b2 der Knurrton ist, merkt man in seiner Euphorie oft garnicht.

Ich weis, manche mögen das nicht gerne hören: Ich plädiere dafür, das neue Horn mehr mit dem Kopf auszusuchen und nicht so viel mit Gefühl.

Wie gesagt, ein guter und kompetenter Freund kann da gut helfen.
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon Raphael » Mi 11. Aug 2010, 11:13

Hier eine kleine Aktualisierung meinerseits:

Gestern war ich bei Dürk in Biengen und habe zusammen mit meinem Lehrer (Profihornist) Hörner getestet. Es hat sich schnell herausgestellt, das man einen strategischen Plan haben muss, um aus 7 Hörnern das beste herauzusuchen. Wir haben also Übungen und Ausschnitte (aus Strauß 1, Brahms 3., Heldenleben, Tschaikowski 5., Alpensinfonie u.s.w.) ausgewählt, die von ganz tief bis ganz hoch und pp bis ff reichen, und diese dann möglichst konstant auf allen Hörnern gespielt; auch mit Stimmgeräget als Intonationskontrolle. Nach drei Stunden hat sich ein D3 (Form identisch mit Alex 103) in Messing, unlackiert, mit abschraubbarem Becher (nicht "handgehämmert") und Goldmessingmundrohr (Größe 1) als für mich ideale Kombination herausgestellt. Das Horn wird jetzt nochmal gereinigt und poliert, nächste Woche sollte es da sein.
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon Papagei » Do 12. Aug 2010, 01:43

Lieber Raphael

Wohl zu spät aber ergänzend:

Wenn Du Ambitionen auf eine Orchesterstelle als Berufshornist im deutschen Sprachraum hast, dann kommst Du um ein Horn mit ähnlicher Mensur wie ein Alex 103, kombiniert mit einem Mundstück mit scharfer Innenkante und nicht zu weiter Seele nicht herum. Dabei ist die Mundstückfrage und Vokalbildung eigentlich fast wichtiger; es geht darum dem zu entsprechen, was in den Orchestern im deutschen Sprachraum dem vorherrschenden Klang- und Artikulationsideal möglichst nahe kommt. Hersteller, die solche Hörner im professionellen Segment bauen, gibt es in der Zwischenzeit ein paar; Es handelt sich dabei vor allem um Ex-Alexander Leute: Cornford, Dürk, Schmiedhäuser, ....

Ich würde mich jedenfalls an folgende Faustregel halten: Je kleiner ein Hersteller im professionellen Segment, desto weniger kann er es sich leisten, eine grosse Serienstreuung zu haben. Zudem scheint es von Vorteil zu sein, wenn der Meister das Instrument wenigstens so gut spielen kann, dass er es selbst anständig prüfen kann.

Ed.Kruspe Hörner, heute von Meister Heldmann gebaut, sind im deutschen Sprachraum fast unbekannt. Ich war von der Qualität positiv überrascht und kann die Instrumente wärmstens empfehlen. Dann gibt es noch ein paar etablierte Hersteller mit hervorragenden Produkten, die auf keinen Fall ausgelassen werden sollten: Ricco Kühn, Engelbert Schmid, Thein bzw. Daniel Kunst, ...

Paxman Hörner, insbesondere jüngeren Datums haben mich wieder aufhorchen lassen. Allerdings habe ich da von 'no go' bis 'perfect love' alles in die Finger gekriegt. In Übersee gäbe es auch noch ein paar spannende Hersteller wie zB Lawson, Berg, Lewis, ... Deren Instrumente kenne ich allerdings nur flüchtig oder gar nicht. Rauch in Norwegen ist legendär....

Grüsse vom Papagei
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Re: Neues Doppelhorn

Beitragvon Altcorno » Do 12. Aug 2010, 12:26

Papagei hat geschrieben:kombiniert mit einem Mundstück mit scharfer Innenkante und nicht zu weiter Seele nicht herum. Dabei ist die Mundstückfrage und Vokalbildung eigentlich fast wichtiger


Damit ich mir das vorstellen kann - an welches oder welche Mundstücke denkst Du da?
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