lieber Martin,
zunächst vielen Dank für Deinen fundierten Beitrag.
erlaube mir bitte doch einige Bemerkungen dazu zu machen::
"…Zusatzventile wie etwa ein E-/A- Stopfventil sind nur schlecht einzubauen…"
Einem geschickten Instrumentenbauer war und ist es jederzeit möglich (gewesen), Zusatzventile in ein Doppelhorn einzubauen, Ich kenne Knopfmodelle, die sehr clever ein Zusatzventil am Ende der Mundröhre vor dem Hauptstimmzug haben.
"…Die Mensur enstammt den weiten F- Hörnern, wie sie Kruspe und auch Ullmann in Leipzig fertigten; teils noch mit Aufsteckbögen. …"
Die ursprüngliche Mensur der Kruspe's und anderen Hörner war früher sehr eng, ähnlich dem Wiener Horn oder den Naturhörnern. Erste um ca 1930 blähten Kruspe und die Amerikaner die Mensur erheblich auf, und zwar nicht nur im Anstoß und im Schall, sondern auch im zylindrischen Teil. Die weiteste Mensur im zylindrischen Teil hat heute Alexander (aber nicht im Anstoß und Schall). Die weitesten Schallbecher haben Conn, Holten die amerikanischen Modelle von Paxman. Wiener Hörner und die alten franz. Hörner sind sehr eng, Nur ist das Wiener F-horn im Mundeohrbereich des F-Aufsteckbogens sehr viel weiter.
"…Firmen wie Holton und Yamaha fügten später noch einen kleinen B- Stimmzug zwischen Umschaltventil und Maschineneingang B- Seite hinzu. So konnte die F- Seite mit dem Hauptstimmzug der F- Schleife und die B- Seite an dem kleinen Zusatzstimmzug reguliert werden, ohne den nach dem Mundrohr eingesetzten Hauptstimmzug benutzen zu müssen, der ja gleichzeitig beide Hornseiten beeinflußte.…"
Einige Worte zu den separaten Stimmzügen: Ich stimme Dir vorbehaltlos zu, dass diese das "Entwässern" sehr erleichtern. Aber zum Stimmen braucht man diese Züge n i c h t ! soweit die Instrumentenbauer die korrekten Rohrlängen einbauten. Man stimmt mit dem Hauptzug das B-Horn und reguliert das F-Horn nach. Ziehe ich den Hauptzug z.B. 3 cm aus, dann muss ich den F-Zug 1 cm zusätzlich ausziehen. (1/3 des ausgezogenen Hauptzuges). Leider sind die Rohrlängen nicht immer exakt, werte Instrumentenbauer!! Ich kenne viel Amerikanische. Hörner, bei denen das F-Horn zu tief ist. In diesem Falle muss ich den Hauptsimmzug völlig reinschieben und in der Tat das Horn über den B-Extrazug einstimmen.
"…Bei den ersten komp. Doppelhörner war das ein echtes Problem, besonders bezüglich der Intonation. Fritz Knopf ersann ein Kompensationshorn, das aber sehr ausgewogen war und auch auf beiden Seiten recht genau intonierte (heute Mod. 14; siehe
www.knopf-horn.de ). Auch andere Hersteller nutzten dieses Prinzip mit dem einfachen Umschaltventil oberhalb der Spielventile, wie z.B. Kalison beim Mod. Conservatorio.…"
Zu den Compensationsdoppelhörner (ja, es sind auch Doppelhörner!):
Wie schon früher geschrieben, begegnen einem bei diesem Horntyp viele Vorurteile; man sagt, die Luft müsse doch zweimal durch den Ventilstock und das könne ja nicht gut sein.
Ich kenne das erste franz. Doppelhorn (Jerôme Thibouville-Lamy de musique de Paris et de l‘armee Fournisseur du Conservertoire national breveté S.d.g.d.68 bis rue Rèaumur, Paris A.E.Systéme VuillermozModell 1925 Louis Vuillermoz). Es ist ein Compensating Doppelhorn mit Perinet Doppelventilen, franz. System mit einem einfachen Umschaltventil. Das Horn ist zwar etwas unhandlich, aber es bläst sich wunderbar und stimmt sehr gut. Das F-Horn ist entgegen allen Vorurteilen hervorragend.
Die besten Hörner dieser Art waren das Kruspe-Wendler-Modell (wurde in den 30siger Jahren praktisch von allen Deutschen, bzw. Europäischen Solohornisten gspielt) Leider hatte es überflüssigerweise dieses doppelstöckige Umschaltventil (triangulerer Bauweise,120 Grad Drehung). Dieses war bei dem Knopf Compensating-Horn - wie Du richtig beschreibst, Martin - ein einfaches Umschaltventil. Alexander hatte mit dem Modell 102 auch ein sehr gutes Compansating-Horn, wenn auch mit dem sinnlosen doppelstöckigen Umschaltventil
Zu den sog. K(nopf)-Modellen: Diese sind zugegebener weise sehr elegant und logisch in ihrer Bauart. Es gibt aber leider einen systembedingten Nachteil, der darin besteht, dass die Luft n i c h t von beiden Seiten in gleicher Richtung durch die Ventile strömt.
Das ist bei den amerikanischen Hörnern, bei Kruspe und Alexander 101 zwar der Fall , Jedoch drehen sich hier die Spielventile falsch herum, was die "Zwitsch"geräusche verursacht. Erst jetzt fängt man an, darüber nach,zudenken. Bei dem Modell Alex.403S, Cornford Modell 28, Paxman und auch bei Cornfords Triple 3S ist das berücksichtigt.
Zu dem Paxman Volldoppel: Solange Teile des Anstoßes, des Schalls und Teile des Mundrohres gemeinsam benutzt werden, kann man nicht von einer völlig unabhängige F- und B-Seite sprechen. Interessant ist aber diese sog. "dualbore" Bauweise schon. Allerdings habe ich bisher noch von keinem gehört, dass ihnen diese Doppelbohrung irgend wie genutzt hätte. Im Gegenteil, man will ja nicht 2 Hörner mit unterschiedlichen Charakteristika, sondern
e i n Horn bei dem sich das Umschalten weder klanglich noch gefühlsmäßig bemerkbar macht. Hier liegt - auch wenn man es nicht glauben mag, oder, es kann nicht sein, was nicht sein darf - einer der Vorteile des Compensating-Hornes.