Hallo zusammen,
Martin2 hat geschrieben:Das mit der nicht reagierenden (oder weniger reagierenden) Oxydschicht ist ne interessante Theorie. Wer kann das beantworten?
So ein ähnliches Thema hatten wir schon mal vor kurzem. Die Oxidationsreaktion von - in diesem Fall - Metallen mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft zu Metall-Oxiden ist immer dann ein Problem, wenn ein direkter Kontakt zwischen den beiden reaktiven Stoffen Metall und Sauerstoff besteht, somit beim unlackierten Horn oder bei beschädigten Lackschichten, beschleunigt wird die Reaktion bei hohen Luftfeuchtigkeiten (Feuchtigkeit im Horn nach dem Einsatz), da im Wasser(dampf) zusätzlicher Sauerstoff gelöst ist, und dabei die Elektronenwanderung (Metall gibt bei der Oxidation Elektronen ab, die zum Sauerstoff wandern) schneller vonstatten geht, siehe auch wikipedia. Zunächst wird logischerweise nur die Oberfläche angegriffen, die ist am nächsten zum Sauerstoff. Metalloxide können unter normalen Umständen natürlich nicht mehrmals mit Sauerstoff reagieren, daher die "Schutzschicht". Nach Bildung der Oxidationsschicht braucht der Sauerstoff etwas länger, um in die [rein metallischen] Bereiche hinter der Oxidschicht vorzudringen. Da sich die spröden Oxide jedoch schneller von der Oberfläche ablösen als das Metall in der Legierung des Instruments, geht die Korrosion natürlich weiter.
Die Oxidschicht, die sich oberflächlich bildet, funktioniert aber nicht bei allen Metallen auch als [kurz- bis mittelfristige] Schutzschicht (wie z.B. bei Kupfer über einen längeren Zeitraum von ein paar Jahren, sog. Grünspanbildung, hier bilden sich noch zusätzlich basische Salze zum Schutz; angreifende Säuren reagieren dann zunächst mit den Salzen). Eisen und Stahl rosten ungeschützt wie der Teufel.
Kupferdächer bspw. werden heutzutage durch Beschichtungen entweder im Roh- oder "patinierten" Zustand mit einer Schutzschicht versehen, um dies zu konservieren, sprich, um die Sauerstoffzufuhr zu unterbinden.
Unter der Fraunhofer-Instituts-homepage
http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=1988017109039 (hoffentlich funktioniert der link) einiges, wen´s interessiert.
Mit Chloriden gibt es dann auch noch die Oxidationsreaktion ohne Sauerstoffbedarf, funktioniert analog.
Oxidation bedeutet immer Abgabe von Elektronen, Reduktion die Aufnahme, das gibt dann die Redoxreaktion. Das hat bestimmt jeder schon mal gehört.
Zurück zum Horn:
Da wir es im Instrumentenbau zudem noch mit Legierungen zu tun haben, wirds problematischer. Neben Kupfer ist auch ein großer Anteil Zink enthalten, das bei Oxidation diese "rote Pest" bildet, das wird mit der Zeit ziemlich spröde und zerbröselt dann, beim Zink dauert das aber relativ lange (Beim Verzinken von Metallteilen dient die Zinkschicht eigentlich als Opferschicht, da diese weniger korrosionsanfällig ist wie z.B. der Stahl eines Balkongeländers).
Dass bei Goldmessing Zinkfraß weniger häufig bis gar nicht auftritt, kann ich mir nur so erklären, dass dort der Kupferanteil höher und der Zinkanteil entsprechend niedriger ist als bei Gelbmessing. Das können uns aber sicher die Instrumentenbauer im Forum noch näher erläutern.
Jetzt hab ich aber genug geschrieben. Eigentlich wars nur ne Zusammenfassung aus den verschiednen Beiträgen... Bitte um Korrektur, wenn inhaltlich was falsch ist, bin ja auch nicht allwissend.
Bei pfleglicher Behandlung mit Auslüften, Verwendung eines Mikrofasertuchs, regelmäßiger Reinigung von innen usw. halten die Instrumente über viele Jahre, lackierte bei gleicher Behandlung natürlich etwas länger.
Zum Schluss noch eine provokative Frage: ist der klangliche Unterschied zwischen einem unlackierten oder lackierten Horn wirklich so eklatant, oder hört man das nur als Vollblutmusiker??