von Prof » Di 19. Okt 2010, 17:54
Lieber Horre !
Alle diese Wettbewerbsausschüsse, die die Regeln und das Programm festlegen, gehören gefeuert. Warum denn dieser Zwang, unbedingt zeitgenössische "Komponisten" durch diese Zwangsprogramme fördern zu müssen ??? Was sollen denn gestopfte Stellen oder Sordinopassagen oder Klopfen auf Ventile oder Schallbecher, Luft durchs Instrument blasen und mit den Ventilen rascheln bringen ? Das sind dann meist Stücke, die sich mit einem Telefonbuch vergleichen lassen: viele Effekte und keinerlei Substanz.
Und der "ungeheure Einfallsreichtum" ??? Man kennt anscheinend nur die Hornduette von Otto Nikolai. Dabei gibt es aus der Zeit von 1770 bis 1900 eine Vielzahl an Hornduetten unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade (Duvernoy, Dauprat, Belloli, Cacciamani, Thürrschmidt, Stich, Mackovecky, usw.usw.). Will man denn den jungen Leuten schon ganz am Anfang den Zugang zur zeitgenössischen Literatur (es gibt auch sehr gute) verleiden, indem man sie zwingt, Quetschtöne und jede Art von gekünsteltem Blödsinn von sich zu geben ? Ich weiß, Riehm muß immer dabei sein, ob es den Leuten gefällt oder nicht.
Diese Freunderlwirtschaft muß endlich aufhören, da sie für die Kunst den Tod bringt. Es ist eine einzige Maffia.
Es wäre doch die Aufgabe, die jungen Musiker Schritt für Schritt an die Bewältigung immer anspruchsvoller Aufgaben heranzuführen, auch durch diese Wettbewerbe. Das Rüstzeug zur Bewältigung der sogenannte "Musica viva" muß man sich neben der allgemeinen Ausbildung auch erwerben. Es ist aber höchst verfehlt, diese Aufgaben schon so früh an den musikalischen Nachwuchs heranzutragen. Und, heute im alten Stil zusammengeschriebene Werke werden ja sicher nicht als zeitgenössisch angenommen werden.
Bezüglich Wettbewerb:
Es gibt eine Flut von regionalen, landesweiten und internationalen Wettbewerbe, die jetzt ob dieser Inflation bereits über schlimmen Teilnehmermangel klagen. Es werden sogar Juroren wenige Wochen vor dem Beginn gebeten, doch ihre Schüler als Teilnehmer anzumelden. Man hatte einfach vergessen, die betreffenden Schulen in gewissen Regionen oder Ländern mit Informationsmaterial zu versorgen. Nicht einmal Juroren werden über das Programm informiert. Wie soll den dann ein Wettbewerb funktionieren ? Und das nennt sich internationaler Wettbewerb (z.B. Moskau).
Horre, ein Tip:
schreibe einfach sechs kleine Duette unterschiedlicher Taktart und mit häufig wechselnder Taktart als eine Suite mit einem verrückten Titel ("Interferenzen am Salween"), verwende möglichst schräg klingende Intervalle sowohl das Zusammenspiel als auch die einzelnen Stimmen betreffend. Mische das kräftig mit allen Dir bekannten auf dem Horn möglichen Effekten, möglichst mit zwei drei Hornchorden (Doppeltönen), etwas Flatterzunge, reich an Vortragszeichen und Vorschlägen. Nimm dazu einige Mordente, das ganze Spektrum der Dynamik, scheue auch nicht vor einem echten Fortissimo zurück. Mit jedem Notansatzprogramm läßt sich das am PC oder MAC an einem Nachmittag machen. Komponist ? Kim Kyi Nakhorn etwa, die große kommende Komponistin aus Myanmar, Tochter einer in Myanmar lebenden Koreanerin und eines thailändischen Technikers, 1979 in Mandalay geboren. Sie studierte klassische asiatische Harfe in Yangon, bevor sie sich der Komposition zuwandte. Werkverzeichnis auf Anfrage.