Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

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Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Horre » Di 19. Okt 2010, 14:29

Liebe Hornistinnen und Hornisten,

ich richte mich heute mit einer Suchanfrage an euch:

Für 2 Schüler von mir suche ich zur Teilnahme bei Jugend musiziert ein oder mehrere moderne Duette.
Dieses (oder diese) sollen neben einem Satz aus den Duetten von Otto Nicolai aufgeführt werden.
Da dieser sehr anstrengend für die beiden ist, sollte das moderne Werk nicht zu anstrengend (dauerhaft hoch etc...),
aber vielleicht mit Effekten (Stopfen, Dämpfer....) versehen sein - also ein bißchen "was daher machen".
Ich wäre für gute Hinweise sehr dankbar!

LG Horre
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Prof » Di 19. Okt 2010, 17:54

Lieber Horre !

Alle diese Wettbewerbsausschüsse, die die Regeln und das Programm festlegen, gehören gefeuert. Warum denn dieser Zwang, unbedingt zeitgenössische "Komponisten" durch diese Zwangsprogramme fördern zu müssen ??? Was sollen denn gestopfte Stellen oder Sordinopassagen oder Klopfen auf Ventile oder Schallbecher, Luft durchs Instrument blasen und mit den Ventilen rascheln bringen ? Das sind dann meist Stücke, die sich mit einem Telefonbuch vergleichen lassen: viele Effekte und keinerlei Substanz.

Und der "ungeheure Einfallsreichtum" ??? Man kennt anscheinend nur die Hornduette von Otto Nikolai. Dabei gibt es aus der Zeit von 1770 bis 1900 eine Vielzahl an Hornduetten unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade (Duvernoy, Dauprat, Belloli, Cacciamani, Thürrschmidt, Stich, Mackovecky, usw.usw.). Will man denn den jungen Leuten schon ganz am Anfang den Zugang zur zeitgenössischen Literatur (es gibt auch sehr gute) verleiden, indem man sie zwingt, Quetschtöne und jede Art von gekünsteltem Blödsinn von sich zu geben ? Ich weiß, Riehm muß immer dabei sein, ob es den Leuten gefällt oder nicht.

Diese Freunderlwirtschaft muß endlich aufhören, da sie für die Kunst den Tod bringt. Es ist eine einzige Maffia.

Es wäre doch die Aufgabe, die jungen Musiker Schritt für Schritt an die Bewältigung immer anspruchsvoller Aufgaben heranzuführen, auch durch diese Wettbewerbe. Das Rüstzeug zur Bewältigung der sogenannte "Musica viva" muß man sich neben der allgemeinen Ausbildung auch erwerben. Es ist aber höchst verfehlt, diese Aufgaben schon so früh an den musikalischen Nachwuchs heranzutragen. Und, heute im alten Stil zusammengeschriebene Werke werden ja sicher nicht als zeitgenössisch angenommen werden.

Bezüglich Wettbewerb:

Es gibt eine Flut von regionalen, landesweiten und internationalen Wettbewerbe, die jetzt ob dieser Inflation bereits über schlimmen Teilnehmermangel klagen. Es werden sogar Juroren wenige Wochen vor dem Beginn gebeten, doch ihre Schüler als Teilnehmer anzumelden. Man hatte einfach vergessen, die betreffenden Schulen in gewissen Regionen oder Ländern mit Informationsmaterial zu versorgen. Nicht einmal Juroren werden über das Programm informiert. Wie soll den dann ein Wettbewerb funktionieren ? Und das nennt sich internationaler Wettbewerb (z.B. Moskau).

Horre, ein Tip:

schreibe einfach sechs kleine Duette unterschiedlicher Taktart und mit häufig wechselnder Taktart als eine Suite mit einem verrückten Titel ("Interferenzen am Salween"), verwende möglichst schräg klingende Intervalle sowohl das Zusammenspiel als auch die einzelnen Stimmen betreffend. Mische das kräftig mit allen Dir bekannten auf dem Horn möglichen Effekten, möglichst mit zwei drei Hornchorden (Doppeltönen), etwas Flatterzunge, reich an Vortragszeichen und Vorschlägen. Nimm dazu einige Mordente, das ganze Spektrum der Dynamik, scheue auch nicht vor einem echten Fortissimo zurück. Mit jedem Notansatzprogramm läßt sich das am PC oder MAC an einem Nachmittag machen. Komponist ? Kim Kyi Nakhorn etwa, die große kommende Komponistin aus Myanmar, Tochter einer in Myanmar lebenden Koreanerin und eines thailändischen Technikers, 1979 in Mandalay geboren. Sie studierte klassische asiatische Harfe in Yangon, bevor sie sich der Komposition zuwandte. Werkverzeichnis auf Anfrage.
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Mr.Masterbrass » Di 19. Okt 2010, 20:11

Hallo Horre, in welcher Altersstufe treten denn deine Schüler an ?

LG Mr Masterbrass
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Horre » Di 19. Okt 2010, 21:16

Die beiden sind 16 Jahre alt, also Altersstufe 5.

Lieber Prof, es ging mir nicht um Stücke mit sinnlosen Effekten,
sondern darum,
etwas zu finden was meine Schüler etwas entlastet.
Da sie der Nicolai-Satz doch stark fordert was Ansatz und Höhe angeht,
suche ich etwas, was die spieltechnischen Schwierigkeiten
etwas in eine andere Richtung treibt und trotzdem auch bei der Jury gut ankommt.
Um es mal so zu sagen:
Etwas in der Art wie beispielsweise die Kompositionen von Bozza könnte ich mir vorstellen - Effekte ja,
aber nur soweit wie sie sinnvoll sind. Gibt es etwas in der Art?
Ich bin da aber nicht festgelegt, für alle Vorschläge offen.

@Prof: Ich weiß, dass es nicht sonderlich einfallsreich ist, die Duette von Otto Nicolai zu nehmen - aber ich finde sie gut.
Warum also nicht? Auch sind sie spieltechnisch eine echte Herausforderung für die Beiden.
Und was lernen kann man daran allemal.
Hätten Sie weitere Vorschläge für mich? Es müssen Werke aus 2 Epochen sein, Spielzeit 10-20min.

LG Horre
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Prof » Mi 20. Okt 2010, 09:42

Hallo Horre !

Da sind wir schon wieder bei den stereotypen Vorgaben der Veranstalter: 10 - 20 min. Vortragszeit der Duette. Das geht prima für zwei Klaviere oder zwei Violinen. Bei Bläsern wird es bereits zu unmenschlichen Anstrengungen, da ja bei Duetten meist, von kurzen Luftpausen abgesehen durchgespielt werden muß. Mehrere kürzere Duette sind weit besser, da dazwischen gut Luftgeholt werden kann. Das Kondenswasser wird ausgeleert usw. Die Nikolaiduette sind jeweils ziemlich lang und kräftezeerend. Kürzere Duette etwa von Gallay, Mackovecky, einfachere von Belloli wirken, wenn sie gut vorgetragen werden, auf die Jury besser. Ich hab da auch einige Duette von Norman Horrod (20.Jhdt.) mit vielen Taktwechseln und wechselnden Harmonien. Man muß sich diese Stücke nur musikalisch zurechtlegen (Haltepunkte nach musikalischen Gesichtspunkten festlegen), dann sind sie als "Alibi" Stücke gut brauchbar.

Selbst die leichten Duette von Vanderhagen (frühes 19.Jhdt.) könnten vorgetragen werden. Diese einfachen Texte muß man einfach mit schönem Ton liedhaft spielen. Reine Technik beeindruckt nicht, wie ganz richtig bemerkt. Echt gute Duette aus dem 20.Jhdt. kenne ich eigentlich nicht. Das Zeug verkauft sich nicht, trifft deshalb bei Komponisten nicht auf Gegenliebe. - Bozza ist für den Ansatz auch keine Entlastung.
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Beate_Pokorny » Mi 20. Okt 2010, 11:17

Lieber Horre! :D

Gerne schließe ich mich der Aussage des Prof an: Wettbewerbsteilnehmer sollten wirklich nur Lektüre auflegen, die sie mittlerweile mühe- und makellos spielen können. Nur interpretatorisch gelungenes, so wie fehlerlos und formschön vorgetragenes wird bei "Jugend musiziert" vor einer Jury bestehen können.

Wie wär's mit transpositorisch entschärften Auszügen aus Mozarts "Kegelduetten" im Bereich Klassik. Anstatt Nikolai im Segment Romantik ein oder zwei Stücke aus "Six petits Duos" (op. 15 - Lettre A) von Pierre Francois Clodomir. Ist zwar original für Ventil-Trompeten oder Sax, klingt aber auf zwei Hörnern wunderschön. Auch die zwei humoresken Duette von Rimsky-Korsakov bergen nahezu explosive Spielfreude und zahlreiche Gestaltungmöglichkeiten.

Für den Bereich 20. Jahrhundert können doch auch mal die "Bipperies" von Lowell Shaw gespielt werden - warum nicht mit Stopf-Dämpfer? Oder gar noch eine Mozart-Paraphrase auf die "Kegelduette" einfügen, die Stimmen natürlich bitonal um eine kl. Sekund verschoben und um einen halben Takt versetzt. ;)
Bei Köbl gibts auch eine große Auswahl an modernen Duetten, z.B. Hansjörg Angerer (Born for Horn), Florian Janezic (9 short Pieces - about great Grounds) , Bernhard Krol (10 Inventionen op.180) etc....

Wettbewerbe sind nicht alles,
Bussi,BEATE :lol:
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon krautfleckerln » Do 21. Okt 2010, 00:04

Man kann sich ja auch an der etwas reichhaltigeren Trompetenliteratur bedienen. (Ich weiß aber nicht, inwiefern das wbei Bewerben geduldet wird.)
Z.B. Jenő Takács, Trompeten-Studio 1
Oder wenns wirklich heftig sein soll: Werner Pirchner, PWV 57, Almweiss-Edelrausch & andere Master-Zwios.

Vielleicht auch was Dodeka(ko)phones: http://imslp.org/wiki/Biduo_d%27Ouro,_for_any_instruments_%28Paulinyi,_Zoltan%29
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon Horre » Fr 29. Okt 2010, 09:17

Vielen lieben Dank für die guten Tips!
Wir haben uns jetzt entschieden, statt des Nicolai-Satzes 4 Stücke aus den "Piccoli Duetti" von Belloli
(Vielen Dank für die guten Hinweise, Prof! Auch die Gallay-Duette sind sehr schön, Norman Horrod leider zu hoch)
zu machen und diese mit ein oder zwei kurzen Duetten von Alec Wilder
(22 Duets for Horn - sehr zu empfehlen, da sind einige gute Sachen drin!) zu ergänzen.
Ich denke, dass man an diesen Stücken sehr gut Musikalität zeigen kann und sie vom Schwierigkeitsgrad her angemessen sind.

Liebe Grüße Horre
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Re: Moderne Duette gesucht - nicht zu schwer

Beitragvon HHHornist » Fr 29. Okt 2010, 09:48

Kennt eigentlich jemand die Duette - Trios - Quartette von Siegfried Borris? Es gibt da zwar keine besonderen Effekte, aber von Tonumfang und Länge her sind sie sehr "schonend" und teilweise Rhythmisch recht interessant.

Grüße
HH
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