Ansatz umstellen

Fragen und Antworten zu Übungsmaterial, Literatur und Aufführungspraxis,..
Diskussionen rund ums Horn,...
...

Moderatoren: Günther, sysadmins

Ansatz umstellen

Beitragvon dimitri » Mi 3. Nov 2010, 07:30

Nach Teilnahme an einem Kurs eines Hochschulprofessors, wurde mir von ihm
dringend geraten, meinen Ansatz umzustellen.
Da ich in die Unterlippe einsetze, empfahl er mir diese Umstellung.
Gibt es bei euch Erfahrungen damit, und wie lange dauert so was?
Mit dem umgestellten Ansatz ist eigentlich alles weg, was ich vorher konnte.
Das ist dann doch recht deprimierend.

Grüße

Dimitri
dimitri
 
Beiträge: 44
Registriert: Do 15. Jan 2009, 14:56

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Peter » Mi 3. Nov 2010, 10:58

hallo dimitri,
ob Du Deinen Ansatz umstellen solltest, kann ich hier aus der Ferne nicht wirklich beurteilen.
Wenn Du mit Deinem alten Ansatz spielst, wo zeigen sich Dir, Deiner Meinung nach, Defizite?
Höhe? Tiefe? Ausdauer? Klang?

Die meisten Hornisten setzen mehr oder weniger etwas in die Unterlippe ein. Aber es gibt eine Reihe (dünnlippiger) Hornisten, die das Einsetzen vehement ablehnen. Wenn Du nicht gravierende Mängel beim Spielen mit dem alten Ansatz feststellen konntest, dann solltest Du den Ansatz n i c h t umstellen.

Vielleicht hat der Hochschulprofessor aber etwas anderes gemeint: Zum Beispiel den Ansatz-Mundrohrwinkel zu verändern (Unterkiefer vorschieben).

Um einen wirklichen Rat zu bekommen, solltest Du Dich auch anderen Lehrer vorstellen und um Rat bitten.
Wenn Du aber hier im Forum einen Rat suchst, dann müsstest Du zumindest sehr genau Deinen Ansatz und die möglichen Probleme beschreiben.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 824
Registriert: So 3. Mai 2009, 23:26

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Beate_Pokorny » Mi 3. Nov 2010, 11:28

Lieber Dimitri, :D

ich kann mich hier voll und ganz Peters Aussage anschließen, da solltest Du wirklich vor Ort weitere Experten-Meinungen einholen. Natürlich ist so etwas schwierig, vor allem, wenn man sich womöglich schon im Studium an einer MH befindet; meist zieht es schnell einen Wechsel des Studienplatzes nach sich, es sei denn, man hat einen toleranten und flexiblen Horn-Professor.

Persönlich würde ich Dir, sofern Du nur leicht mit dem Mundstückinnenrand in das "Lippenrot" einsetzt, von einer Ansatzumstellung abraten. Ich halte einen womöglichen Erfolg dann für sehr zweifelhaft. Übrigens, lies doch noch mal den Thread "Tiefe klingt dünn", dort beschreibt der Prof. ganz deutlich das "richtige Einsetzen" (Einhängen). Ich selber setze genauso ein und habe damit seit 20 Jahren absolut keine Probleme. Allerdings weiß ich auch, was eine Ansatzumstellung mit Mundstückwechseln bedeutet, da selbst schon vollzogen. Meine Aussage aus dem Thread "Hohe Töne etc. durch Mundstückpressen..." läßt sich hier unverändert adaptieren:

    "...Für so eine Ansatzumstellung empfehle ich aber neben ausreichender und verpflichtungsfreier Zeit (min. ein Jahr) mentale Ausdauer und selbstbestimmte Disziplin, sonst verfällt man zu gern und viel zu schnell wieder in den alten Trott. Außerdem sei dem Betroffenen ein gewissenhafter und gerechter Lehrer empfohlen..."

Bussi, BEATE :lol:
Benutzeravatar
Beate_Pokorny
 
Beiträge: 337
Registriert: Do 15. Jan 2009, 00:38

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Günther » Mi 3. Nov 2010, 16:09

Hallo Dimitri!

Ich schließe mich der Meinung an, dass du dir noch zusätzliche Expertisen einholst. Gehe auch folgende Fragen durch:

1. Bin ich mit meinem derzeitigen Level zufrieden oder stehe ich definitiv an und komme nicht mehr weiter?
2. Bin ich gewillt eine deprierende Übergangszeit unbestimmter Dauer in Kauf zu nehmen um besser zu werden?

Ich rede hier nur mit, weil ich das selbst schon durchgemacht habe. Mir ist Anfangs das Mundstück immer wieder in die alte Position zurückgerutscht. Dann ist mir ein Unfall "zu Hilfe" gekommen und ich hatte eine monatelange spielfreie Zeit und habe danach mit Mundstückswechsel zu meinem jetzigen, besseren Ansatz gefunden. Jedenfalls habe ich die Anfangszeit der Umstellung in keiner guten Erinnerung. Höhe weg, Tiefe weg, Ton grauslich...
Das ist meine Erinnerung. Ich habe aber auch schon von Leuten gehört, welche das relativ rasch (ein paar Monate) mittels konsequenten Übens in den Griff bekamen. Und noch etwas: Wenn du einmal in der Umstellphase bist, gibt es kein schnelles "Undo". :?

Viel Glück bei deiner Entscheidung!
Benutzeravatar
Günther
 
Beiträge: 403
Registriert: Mo 29. Dez 2008, 16:58
Wohnort: Weinviertel

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Prof » Do 4. Nov 2010, 10:17

Hallo Dimitri !

Die ganze Umstellerei des Ansatzes ist von vielen Schauermärchen beschattet. Einfach nicht zu viel herumdenken. Einfach das Hornstudium noch einmal beginnen und nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit mit viel sinnvollem Töneaushalten und Tonleiterübungen, gemischt mit Dreiklängen im Zeitraffer ablaufen lassen. Die Schantl Schule ist dazu bestens geeignet. Kopprasch dazu.

Nichts dabei denken, wenn hie und da Gurgler entstehen oder passieren. Einfach vorwärts denken, an das beabsichtigte Ziel. Nichts erzwingen. Du wirst dann bald an einem Punkt ankommen, da stimmt dann plötzlich alles. Nur nicht in den ersten Tagen verzweifeln. Warum auch. Konzentrieren und folgerichtig arbeiten. In den ersten Tagen stellt man wahrscheinlich katastrophale Ansatzdefizite fest. Wundert Dich das ? Setze einfach Dein Hirn ein und übe entsprechend vorsichtig, damit sich der neue Ansatz festigen kann. Mache auch momentan unangenehm scheinende Übungen. Falle nicht wieder in den alten Ansatz zurück.

So, und jetzt beschreibe auch im Detail, worin der Unterschied besteht. Schildere Deinen früheren Ansatz inkl. Horn-Haltung, Üben im Sitzen oder stehend usw. Schildere auch den neuen empfohlenen Ansatz. Dann sehen wir weiter.

Hast Du einen Unterbiß, d.h. ist das Unterkiefer vorgeschoben ?

Hast Du das Mundrohr in einem Winkel zur Quer-Achse der Vorderzähne gehalten, der z.B. von verschiedenen Jazz-Trompetern bevorzugt wird ?
Prof
 
Beiträge: 1273
Registriert: Do 15. Jan 2009, 20:04

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon dimitri » Do 4. Nov 2010, 14:08

Ich habe jetzt zwei Tage mit umgestelltem Ansatz geübt.
Der Ton ist natürlich wackelig und nicht so toll.
Aber nach dem ich am ersten Tag vom g-g1 spielen konnte, konnte ich nach drei
Tagen schon ohne große Anstrengung ein g" spielen.
Das war bis jetzt eher die Grenze für mich und ich stelle fest, dass im Gegensatz
zum alten Ansatz das Blasgefühl besser ist, und der Druck auf die Unterlippe nicht mehr
vorhanden ist.
Beim alten Ansatz habe ich ungefähr in die Mitte der Unterlippe eingegesetzt, jetzt setze ich
oben und unten an den Rand des Lippenrots an nicht mehr ein.
Übertrieben gesagt, ähnelt der alte Ansatz etwas dem von Fergus McWilliams und der neue
eher dem von Stefan Dohr.
Geübt habe ich immer im Stehen und der Mundrohrwinkel war eigentlich in allen Achsen ziemlich
rechtwinklig.
Die Tiefe ging allerdings früher besser aber ich hoffe, das kommt dann mit der Zeit.
Vielen Dank fürs Mutmachen an den Professor.

Grüße

Dimitri
dimitri
 
Beiträge: 44
Registriert: Do 15. Jan 2009, 14:56

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Prof » Do 4. Nov 2010, 22:04

Dimitri,

hast Du schon einmal daran gedacht, für die Tiefe etwas mit dem Unterkiefer zu arbeiten ?
Prof
 
Beiträge: 1273
Registriert: Do 15. Jan 2009, 20:04

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon dimitri » Fr 5. Nov 2010, 07:13

Das heißt??
dimitri
 
Beiträge: 44
Registriert: Do 15. Jan 2009, 14:56

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Prof » Fr 5. Nov 2010, 08:33

Noch nie davon gehört ? Der Ansatz ist doch nicht starr. Das Unterkiefer kann man bewegen u.z. in diesem Fall nach unten, womit der klingende Vokal in Richtung "o" verändert wird. "Trocken üben" - d.h. ohne Horn und ohne Mundstück.
Ist natürlich alles nur in winzigen Schritten.

Sag mal, hat Dein (früherer) Lehrer von diesen Dingen überhaupt keine Ahnung ? Oder hast Du nie zugehört ? Oder hast Du das alles vergessen ? Das sind doch grundlegende Sachen.

Aber, frag ruhig weiter, auch wenn Du hie und da einen Rüffel bekommst. Das gehört aber dazu. Nicht immer nur das "Schön-reden" !

An alle !
Liegt es am Allgemeinverständnis, an der Allgemeinbildung, daß so vieles nicht verstanden wird ? Wohin treiben wir eigentlich ? Meine Tochter hat vor ein paar Tagen einen Einstufungstest von 15 Seiten (Dauer 5 Std.) eine Stunde vor der Zeit abgegeben (sie kommt gleich in den 2.Kurs). Ihr Banknachbar konnte nicht einmal den richtigen Namen für den US-Präsidenten ankreuzen, obwohl der ja gerade in den Nachrichten immer genannt wurde.

Auf das Horn übertragen würde das bedeuten, daß z.B. nicht einmal ankreuzen könnte, welches Horn für die Wiener Philharmoniker typisch wäre (nicht der Hersteller). Traurig, traurig.
Prof
 
Beiträge: 1273
Registriert: Do 15. Jan 2009, 20:04

Re: Ansatz umstellen

Beitragvon Sandstroem » Di 9. Nov 2010, 09:33

.
Zuletzt geändert von Sandstroem am Fr 19. Nov 2010, 23:50, insgesamt 1-mal geändert.
Sandstroem
 
Beiträge: 101
Registriert: Mi 28. Jul 2010, 11:15

Nächste

Zurück zu WIENERHORN FORUM

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 34 Gäste

cron