Horn-Notation und Transposition in A

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Re: Horn-Notation und Transposition in A

Beitragvon Prof » Mo 2. Sep 2013, 18:02

Nochmals zur Lucia Arie:

Die Hörner sind (1,2) in Es und Horn 3 / 4 in B-(basso), wechseln aber im folgenden Larghetto zu (1 / 2) D und zu (3 / 4) G.
Warum sollte das in G-basso sein ? Es ist kein G-basso verlangt. Es gab kein G-basso. Sollte es nach Meinung einiger "schwacher" dritter Hornisten oder zu ehrgeiziger erster Hornisten in BASSO sein ? Das ergäbe an manchen Stellen eine extreme weite Lage der Akkorde. In diesem Quartett im piano soll eine leichte, verträumte (Lucia wird wahnsinnig !!!) Stimmung erzeugt werden. Vor dem Maestoso laufen 1. und 3.Horn in Terzen, nicht in Sexten. Der Abschlußton vor dem Maestoso wäre im 4.Horn das ganz tiefe A, welch kompositorischer Unsinn. Das würde die ganze Stimmung ruinieren. Auch die weiteren Quartettsätze ab Maestoso sind ideal in der Stimmführung in Gegenbewegung Horn 1 / 2 und Horn 3.

Ich kenne das auch nicht anders von einigen Inszenierungen mit unterschiedlichen Dirigenten. - Pause. - Jetzt habe ich noch meinen ehemaligen dritten Hornisten (von 1967-93) in der Lucia-Sache befragt. Auch er hat dieses Quartett immer in G und nicht in G-basso gespielt.

Liebe Freunde ! Ich fasele nicht so einfach daher, sondern prüfe die Dinge erst, um meine Erinnerung zu untermauern.

Diese Kombination von zwei Hörnern in D und zwei Hörnern (in G) bleibt bis zum Schluß. Der enge und leichte Klang des Quartetts in der
Lucia ist wirklich beispielgebend für die weitere Entwicklung des Horns in der Romantik.

Noch kurz zur Bühnenmusik im Falstaff:
Es wird häufig gemurkst. Warum ? Weil diese Burschen in As-basso nicht sattelfest sind. Aber einfach die Stimme umschreiben, - auf die Idee
scheint niemand zu kommen ??????
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Re: Horn-Notation und Transposition in A

Beitragvon Kap_Hoorn » Mo 2. Sep 2013, 18:53

Hr. Professor, ich habe doch nicht gesagt, dass Sie was "daherfaseln".
Ich habe nur Andrew Clark zitiert, der dazu teilweise eine andere Ansicht hat, als Sie.

Nobody is perfect. Jeder kann sich mal irren, und nicht jeder kann alles zu dem Thema im Kopf haben.
Ich finde das Quiz ganz amüsant und bildend.

Und um wirklich sicher zu sein, wie's denn damals war, müssten wir wohl den Hr. Donizetti oder seine damaligen Hornisten selbst fragen, was aber aus bekannten Gründen nicht mehr möglich ist.

Aber es wäre interessant, warum Hr. Clark auf g-basso kommt. Ich werde ihm mal ein Mail schicken und nachfragen.

Als ich mal die Arie aus Lucia gespielt habe (nur diese Arie wohlgemerkt), ist mir g-basso logischer vorgekommen. Aber das war halt wohl nur meine Meinung.

Schöne Grüße vom Kap_Hoorn
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Re: Horn-Notation und Transposition in A

Beitragvon Prof » Di 3. Sep 2013, 07:08

Lieber Kap_Hoorn !

Welche Opernerfahrung hat Herr Clark ? Wo gibt es einen G-Basso-Bogen ? Warum ist für Dich G-basso logischer ?
Weil dann 3. & 4.Horn tiefer liegen, etwa ? Ich habe fast fünfzig Jahre Opern gespielt (nicht nur Wald & Wiese
Opern) und außerdem sehr oft längere Zeit auch in Italien. Außerdem korrespondiere ich häufig mit italienischen
Kollegen, wenn es um derartige Fragen geht. Dazu kommt noch meine sehr große Literatursammlung, aus der ich
natürlich mein Wissen schöpfe. Was Dirigenten und Kollegen, die mit diesen Werken eher selten zu tun haben, aus
Unkenntnis der Materie machen, nehme ich zur Kenntnis, halte es aber nicht für richtig.

Im vorliegenden Fall sollte vor einer Meinungsäußerung erst einmal die Partitur befragt werden (Seite 723 bis Schluß).
Auf Seite 723 steht beim dritten Horn am Beginn des "Larghettos" ausdrücklich (Horn) in SOL. Dahinter steht noch " 1° " .
Was ist damit gemeint ? Wohl nur "solo" , d.h. von einem Spieler ausgeführt. Auf Seite 729 kommt es vor den Sechzehnteln
noch einmal. Ebenso Seite 732 dritter Takt (hier in Terzen über dem ersten Horn; gilt auch für Seite 733 erster Takt).
Im weiteren Verlauf findet sich diese "1° " auch beim Hornpaar 1 & 2 (z.B.736 & 737). "Solo" verwendet Donizetti
an Stellen, an denen nur ein einziges Horn spielt bzw. ein einzelnes Horn des betreffenden Paares, während die anderen
schweigen. Na also.

Sehen wir uns beide Hörnerpaare etwas genauer an. Horn 1 & 2 verlangen wesentlich mehr Einsatz der rechten Hand
zur Veränderung der Töne. Beim 2.Hörnerpaar, als 3 & 4, erfordert dieser Einsatz weniger Beweglichkeit.

Die Hörnerpaare sind jeweils sehr oft sehr eng geführt. Warum sollten dann beide Hörnerpaare in völlig unpassender weiter
geführt sein, nur weil es einigen Hornisten, die die Führung des Quartetts nicht dem dritten Horn überlassen möchten,
passen würde ?

Und zuletzt:
Ich habe die ganzen Opern einstudiert und oft gespielt, nicht nur einmal eine einzelne Arie. Das macht sicher einen großen
Unterschied.
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Re: Horn-Notation und Transposition in A

Beitragvon Prof » Mi 4. Sep 2013, 11:53

Lieber "Horntaum",

Schuberts Vierte liegt vor mir. Im zweiten Satz gibt es die As-Hörner, die natürlich in hoch-As
stehen.

Nach dem zweiten Doppelstrich im Andante setzt das erste Horn mit f2, ein paar Takte später mit a2 ein.
Allerdings im forte, nur von der ersten Oboe gestützt. Herabgedämpft vom b2 (alles notiert) würde das
schon funktionieren, zumal bei der höheren Stimmung die "Manipulation" einfacher wird, nicht aber beim
eventuellen "Stopfen", da es dann zu hoch würde. Im späteren Verlauf spielen erstes und zweites Horn
unterstützend mit Flöten (eine Oktave höher) und den Oboen (unisono) in relativ einfacher Bewegung:
e2-e2-f2-e2-d2-c2-c2-c2-e2-f2-e2-e2-d2-c2 im ersten Horn und c2-c2-d2-c2-g2-c1-c1-c1-Viertelpause-c2-g1-e1
im zweiten Horn.
36 Takte vor Schluß: 1.Hr.: g2-g2-g2-g2-c2-e2-d2-c2
24 Takte vor Schluß: 1.Hr.: e2-f2-d2-c2 Pause - c2-c2-c2-c2-f2-e2-d2-g2-g2-c2

Das ist zwar aus unserer heutigen Sicht etwas hoch, jedoch nicht heikel. Transponiert in unser F-Denken ergibt
das (nur) c3 als höchsten Einsatz. Na und ? Noch dazu mit dem as2 vier Takte davor vorbereitet.
Auch im Amateur-Lager sollte das ohne irgendein Problem funktionieren !
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