die Hand im Schalltrichter

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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon Peter » Mi 29. Jul 2009, 16:33

Hallo Steffen und natürlich alle anderen Horn-Freunde.
Die Frage nach der richtigen Handstellung ist schwierig - und sie wird sehr kontrovers diskutiert. Meine persönliche Meinung dazu.

Die Handhaltung hängt von der Größe der Hand und von der Weite des Schalles ab. Sie wird also zwangsläufig unterschiedlich sein.

Die klassische Naturhorn Handhaltung:
Die rechte Hand quasi zum Wasserschöpfen formen um 90Grage nach links drehen und in den Schall legen. Die Fingernägel immer an der Schallwand
Des Daumens letztes Gelenk quasi als Scharnierzapfen benutzen.

Wie weit muss ich in den Schall?
bis man auf dem F-Horn Halbton-Absenkungen mit einem M i n i m u m an Bewegung ausführen kann. Wenn ich auf einem guten Naturhorn a2 (in Es.E und F) extrem offen gerade noch sauber spielen kann, dann habe ich ein gutes Horn und die richtige Handstellung. Inventionshörner sind viel enger mensuriert als die heutigen Hörner , aber!! im Bereich der Hand sind sie sehr oft viel weiter als heutige Instrumente (Raoux, Courtoire usw.) Der Schall bekommt dadurch ein mehr Lilien-förmiges Aussehen im Gegensatz zu den heutigen mehr tellerförmigen Schallstücken.

Das mag mit der Grund sein, dass die klassische Horn-Handhaltung - (außer bei den sehr kleinen Händen von z. B. Frauen oder bei sehr weiten Stürzen amerikanischer Modelle) - einen etwas wattigen, dumpfen verstopften Klang auf modernen Hörnern zur Folge hat.
Ich bevorzuge daher auf modernen Hörnern die angebliche sogenannte Wiener Handhaltung.
Das ist als ob ich ein Trink-Glas mit der Hand halte, wobei der Daumen von der Hand abgespreizt ist, ansonsten den Finger-Teil der Hand wie beim Naturhorn (wie oben beschrieben).

Die Modulationstechnik mit der Hand funktioniert (zumindest bei mir) immer noch sehr gut mit ein 45Grad Rechts-Drehung. Der Ton ist wesentlich freier und leuchtender.

Die staunenswerte Arbeit von Stefan Wachter habe ich verschlungen, konnte aber nicht so deutliche Rückschlüsse auf die Handhaltung entdecken.
Es wird wohl so bleiben. Jeder findet den richtigen, nämlich seinen Weg zu richtigen Handhaltung.

Zur Dämpferfrage. Es soll bereits Nachbauten dieser klassischen Naturhorndämpfer geben, Allein, alle Berichte, die ich hörte, waren mehr negativ.
Das Beethoven'sche Rondino klingt halt doch am Schönsten mit einem 2. Hörner-Paar aus der Ferne. Die Klassiker wollten den Dämpfer wirklich zum Leise-Spielen.
Bei der heutige Dämpfervorschrift handelt es sich meist um einen anderen Klang, den der Komponist wünscht. Des wegen sind heutige Dämpfer verhältnismäßig laut. Die großen, langen aus Holz haben sich am meisten durchdesetzt.
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon HHHornist » Mi 29. Jul 2009, 17:47

Also irgendwann hat mir mal jemand folgendes zur Handhaltung gesagt:

Man läss zunächst den Arm und die Hand ganz locker hängen, winkelt dann den Ellbogen an ohne an der Handstellung etwas zu verändern. Das Handgelenk bleibt also gerade. Jetzt "hängt" man den Schallbecher auf die Hand, so dass der Becher auf Daumen und Zeigefinger liegt und die restlichen Finger mehr oder weniger das Blech berühren. Von dieser Haltung ausgehend kann man dann den Klang nach Belieben und Notwendigkeit beeinflussen, wobei die einfachste Möglichkeit die Intonation nach unten zu korrigieren die ist einfach die Fingerzu beugen, so dass die Fingerspitzen die andere Seite des Schallbechers berühren.

Die Hand ist in der Grundstellung relativ offen, was meiner Beobachtung nach nicht von allen Kollegen bevorzugt wird, aber da gibt es wahrscheinlich noch andere Lehr-Meinungen. ;)

viele Grüße
HH
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon Martin2 » Fr 31. Jul 2009, 09:04

Da jedes Hornmodell einen anderen Becher und vor allem jede Hand eine eigene Größe hat, gibt es weder eine bestimmte Stelle im Becher noch eine einheitliche Lehrmeinung.
Die einfachste Lösung wird sein: Man suche sich einen erfahrenen Hornisten und lasse sich das Ganze ausführlich zeigen. Also die Grundstellung der Hand sowie das Arbeiten damit. Hat man das einigermaßen drauf, kann experimentiert werden: Was passiert, wenn ein gut stimmender Ton beeinflußt wird?
Hand weiter rein =
Hand weiter raus =
Hand öffnen =
Hand schließen =
Nimmt man ein Stimmgerät zur Hilfe, kann man die Ergebnisse auch optisch kontrollieren. Auf diese Weise kann ein "Stopfprofil" des Horns erstellt werden (welcher Ton muß wie korrigiert werden).
Der zweite Schritt ist die Klangbeeinflussung mit der Hand. Und hier ist ja fast alles möglich, vom "entfernten Echo" (Handdämpfung) bis hin zum Cuivre oder das Imitieren eines niesenden Zwerges.
Der dritte Schritt ist das chromatische Spiel auf dem Inventionshorn. Auch hier gibts keine einheitliche Lösung. Ausprobieren, wie jeder einzelne Ton zu Hand- Haben ist, ist die einzige Möglichkeit. Das geht nur übers Gehör.
Das Ventilhorn ist für diesen Zweck zwar denkbar ungeeignet, aber es bietet zumindest einen Einblick in die Materie.
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon suerdes » Fr 31. Jul 2009, 18:02

In irgend einer der sechs Folgen "French horn Herman Baumann class" auf Youtube.com kann man den Effekt sehr schön sehen und hören.
Link zur ersten Folge siehe:
http://www.youtube.com/watch?v=ytsuMcFlq6w&feature=PlayList&p=A693BB6EA7B217BB&playnext=1&playnext_from=PL&index=25
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon www_corno_de » Do 13. Aug 2009, 16:00

Noch was nette bei der Leutgeb-Käserei gefunden:

Leopold Mozart sollte Dämpfer für Trompeten und Hörner senden, konnte aber für die Hörner keine auftreiben, so schrieb er:

..........Die Waldhornisten haben zu allen zeiten schon solche piano gemacht, und sich mit hineinstecken eines Schnupfduches geholfen, da es leichter als bey der Trompete Thunlich ist, weil sie den Kessel nahe bey der Hand haben, alle Waldhornisten wissen so einen piano vortheil. ..............

Nett, nicht? Welche Größe und Materialstärke hatte eigentlich ein Schnupftuch so um 1780 ? :lol:
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon Martin2 » Do 13. Aug 2009, 16:20

Na ja, mindestens die Größe eines Bundeswehrtaschentuches und dreimal so dick?
Wenn der Klang mit normalem Holzdämpfer zu scharf ist, kann man ja erst ein Handtuch über den Dämpfer legen, bevor man ihn in den Becher steckt. Natürlich hält der Dämpfer dann nicht mehr von alleine im Becher weil die Korken ja unterm Handtuch liegen, aber der Klang wird wesentlich weicher. Der Prof hatte ja irgendwann mal erzählt, daß sie früher den Hornsack reingestopft hätten. Dürfte aufs Gleiche hinauslaufen.
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon www_corno_de » Do 13. Aug 2009, 16:44

Bitte - wie groß ist ein Bundeswehrtaschentuch? Und der Hornsack - eine echte Marktlücke.

Wir haben auch mal Bastien & Bastienne am Horn immer leiser spielen sollen. Am Ende haben wir Taschentücher drin gehabt, der Dirigent war hochzufrieden mit den Hörnern, jedoch bekam er einen mächtig roten Kopf, als wir unsere Taschentücher zeigten. Er hörte die Flöhe husten, aber das hatte er nicht gehört.
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon Martin2 » Fr 14. Aug 2009, 17:05

Hornsäcke fertigt aber wohl niemand mehr. Da müßte man schon selbst ran.
BW- Taschentücher waren (wenn ich mich recht erinnere) knapp 40x40 cm groß.
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon www_corno_de » Fr 14. Aug 2009, 21:32

40x40 Wahnsinn! In der DDR sollte man ja immer länger oder ganz zur Armee (NVA). Da wurde ernsthaft damit geworben, das man alles an Kleidung gestellt bekommt, ausser das Taschentuch! :D

Interessant an Leopolds Bemerkung ist auch, da die Hornisten es sehr oft so gemacht haben....
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Re: die Hand im Schalltrichter

Beitragvon George » Sa 15. Aug 2009, 06:41

40x40 Wahnsinn!


Der Wahnsinn ist sogar noch größer - 50 x 50 cm. :D
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